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Donnerstag, 22. Dezember 2016

Dezember

"Dezember"
 von Erich Kästner



Das Jahr ward alt. Hat dünnes Haar.
Ist gar nicht sehr gesund.
Kennt seinen letzten Tag, das Jahr.
Kennt gar die letzte Stund.

Ist viel geschehn. Ward viel versäumt.
Ruht beides unterm Schnee.
Weiß liegt die Welt, wie hingeträumt.
Und Wehmut tut halt weh. 

Noch wächst der Mond. Noch schmilzt er hin.
Nichts bleibt. Und nichts vergeht.
Ist alles Wahn. Hat alles Sinn.
Nützt nichts, dass man's versteht. 

Und wieder stapft der Nikolaus
durch jeden Kindertraum.
Und wieder blüht in jedem Haus
der goldengrüne Baum. 

Warst auch ein Kind. Hast selbst gefühlt,
wie hold Christbäume blühn.
Hast nun den Weihnachtsmann gespielt
und glaubst nicht mehr an ihn. 

Bald trifft das Jahr der zwölfte Schlag.
Dann dröhnt das Erz und spricht:

"Das Jahr kennt seinen letzten Tag,
und du kennst deinen nicht."



(Erich Kästner)





Ein friedliches Weihnachtsfest
und 
einen guten Rutsch
ins Jahr 2017
wünscht euch
Jana

Freitag, 4. Dezember 2009

Weihnachtsgedicht



Ladislaus und Annabella

von James Krüss (1926)


In der Ecke eines Fensters
unten rechts im Warenhaus,
sitzt die Puppe Annabella
mit dem Bären Ladislaus.

Annabella weint und jammert,
Ladislaus, der grunzt und schnauft:
Weihnachtsabend ist gekommen,
und die zwei sind nicht verkauft.

"Armer Bär!" seufzt Annabella,
"Arme Puppe!" schluchzt der Bär.
Tränen kullern in die Ecke,
und das Herz ist beiden schwer.

In dem leeren Warenhause
löscht man langsam Licht um Licht,
nur in diesem einen Fenster,
da verlöscht die Lampe nicht.

Voller Mitleid mit den beiden
läßt der brave alte Mann
von der Wach- und Schließgesellschaft
diese Lampe an.

Dann verlässt er Annabella
und den Bären , welcher klagt,
und mit sehr gepresster Stimme
"Lebewohl" und "Servus" sagt.

In der menschenleeren Straße,
abendstill und schneeverhüllt,
sind die beiden in dem Fenster
ein betrüblich Jammerbild.

Traurig vor der großen Scheibe
fallen Flocken, leicht wie Flaum,
und im Haus gegenüber
glänzt so mancher Lichterbaum.

Zehn Uhr schlägts vom nahen Turme,
und fast schlafen beide schon,
Da ertönt im Puppenhause
laut das Puppentelefon.

"Hallo!" fragt der Bär verschlafen.
"Hier im Kaufhaus. Wer ruft an?"
Da vernimmt er eine Stimme,
und die brummt: "Der Weihnachtsmann!"

Oh!" ruft Ladislaus erschrocken.
"Was darfs sein ich bitte sehr?"
"Eine schöne Puppenstube,
Eine Puppe und ein Bär!"

"Das ist alles noch zu haben!"
ruft die Puppe Annabella.
"Kommen Sie zum Warenhause
unten rechts, doch bitte schnell!"

Das ist eine Überraschung!
Ladislaus kämmt schnell den Schopf
und die Puppe Annabella
flicht ein Schleifchen in den Zopf.

Und schon zehn Minuten später
kommt ein Schlitten, kommt ein Roß,
und ein Alter steigt vom Schlitten,
und ein Schlüssel knarrt im Schloß.

Ladislaus, der quiekt und jodelt,
Annabella lacht und singt,
als der Weihnachtsmann die beiden
in den Pferdeschlitten bringt.

Grad in diesem Augenblicke
kommt der brave alte Mann
von der Wach- und Schließgesellschaft
wieder zur Kontrolle an.

Höflich grüßt er die Gesellschaft,
springt zurück ins Warenhaus,
holt die schöne Puppenstube,
und dann trägt er sie hinaus.

Leise sagt er zu der Puppe:
"Frohes Fest, mein kleines Kind!"
Während eine kleine Träne
in den großen Schnurrbart rinnt.

"Frohes Fest!" sagt Annabella.
"Frohes Fest!" sagt Ladislaus,
dann wird´s dunkel in dem Fenster
unten rechts im Warenhaus.



Dieses rührende Weihnachtsgedicht habe ich in den 
unendlichen Weiten des Internet´s gefunden.
Ich finde es ganz bezaubernd, deshalb habe ich es 
für Euch gepostet.
Ein schönes Adventswochenende wünscht euch

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